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28 Aug 2025
Rhein-Kreis Neuss - Die regionale Wirtschaft befindet sich Mitte 2025 weiterhin in einem leichten konjunkturellen Abwärtstrend. Die Stimmungslage der mittelständischen Wirtschaft hat sich im Vergleich zur Umfrage aus dem Sommer 2024 noch einmal verschlechtert. Der Geschäftsklimaindex sinkt im Vergleich zum Vorjahr um zwei Punkte auf nun 130 Punkte (2024: 132). Er liegt damit allerdings weiterhin leicht über dem langjährigen Durchschnitt von 127 Punkten. Das ist das Kernergebnis des Mittelstandsbarometers für den Rhein-Kreis Neuss, das Creditreform Düsseldorf / Neuss, der Rhein-Kreis Neuss, die Sparkasse Neuss und die Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein vorgelegt haben. Basis ist eine telefonische Befragung von 500 Unternehmen aus allen Kommunen des Rhein-Kreises Neuss.
Positives Auftragsklima stützt das Geschäftsklima
Die immer noch positive Konjunkturlage im Rhein-Kreis Neuss basiert dabei wesentlich auf einem weiterhin sehr positiven Auftragsklima, das sich im Vergleich zur Vorumfrage noch einmal um zehn Punkte verbessert hat. Gleichzeitig verzeichnet das Umsatzklima einen deutlichen Rückgang um 13 Punkte auf 119 Punkte, während das Ertragsklima um sechs Punkte auf 118 Punkte fällt. Das Personalklima stabilisiert sich leicht und erreicht 109 Punkte (+4). Damit zeigt sich ein gespaltenes Bild: volle Auftragsbücher, aber weiterhin hoher Margendruck und Vorsicht bei Neueinstellungen. „Die Wirtschaft ist weiterhin von einem nachhaltigen Wachstumspfad entfernt. Getragen wird der Index von einem nach wie vor hohen Auftragsklima. Das sich verschlechternde Ertragsklima zeigt, dass der Kostendruck wächst. Umso wichtiger ist es, dass abgearbeitete Aufträge schlussendlich bezahlt werden. Während ein wachsender Anteil der Unternehmen im Rhein-Kreis Neuss über zunehmende Zahlungsausfälle berichtet, konnte gleichzeitig ein Teil der Betriebe seine Ausfallquoten deutlich senken. Dies weist darauf hin, dass viele Unternehmen ihr Risikomanagement, z.B. durch den Einsatz von aussagekräftigen Bonitätsinformationen, geschärft und konsequenter umgesetzt haben“, ordnet André Becker, Mitglied der Geschäftsleitung von Creditreform Düsseldorf / Neuss, die Ergebnisse ein.
Geschäftsklimaindex: Trends bei den Hauptbranchen uneinheitlich
Die fünf untersuchten Hauptwirtschaftszweige entwickeln sich uneinheitlich. Das Verarbeitende Gewerbe meldet nach seinem 4-Jahres-Tiefstand im vergangenen Jahr wieder bessere Werte und kann sich um acht Punkte steigern. Dagegen verliert das Baugewerbe 20 Punkte. Der Handel, das Handwerk und die Dienstleister geben wenige Indexpunkte ab.
Der Gesamtindex bleibt auf einem hohen Niveau. Die aktuellen Daten bestätigen, dass die regionalen Wirtschaftsunternehmen trotz des anhaltenden – wenn auch moderaten – konjunkturellen Abschwungs weiterhin in einer insgesamt stabilen und soliden Verfassung sind. „Der Rhein-Kreis Neuss ist wirtschaftlich stark – aber das ist kein Selbstläufer. Gute Standortbedingungen sind das Ergebnis kontinuierlicher Arbeit, dafür setzt sich der Kreis mit Nachdruck ein. Effiziente Strukturen und ein bestmöglicher Service für die Wirtschaft sind uns wichtig. Der Rhein-Kreis Neuss geht dabei voran und hat beispielsweise auch die Geschäftsstelle der, Gütegemeinschaft Mittelstandsorientierte Kommunalverwaltung‘ gerne wieder übernommen. Zugleich treiben wir die Gestaltung des Strukturwandels aktiv voran. Wir wollen die Chancen, die sich für unsere Region bieten, nutzen“, betont Landrat Hans-Jürgen Petrauschke. „Die Unternehmen sollen bei uns auch in Zukunft bestmögliche Bedingungen vorfinden, um sich gut entwickeln und im globalen Wettbewerb bestehen zu können. Dabei sind jedoch auch EU, Bund und Länder maßgeblich gefragt, die den entsprechenden Rahmen hierfür schaffen müssen. Der Rhein-Kreis Neuss wird sich weiter für Bürokratieabbau und Wirtschaftsfreundlichkeit starkmachen.“
Strukturwandel: Blick auf den Prozess wird positiver
Im Jahr 2025 zeigt das Mittelstandsbarometer eine leicht rückläufige Wahrnehmung des Strukturwandels und des Braunkohleausstiegs im Rheinischen Revier. 87 Prozent der Unternehmen im Rhein-Kreis Neuss nehmen den Strukturwandel weiterhin aktiv wahr – das entspricht einem Rückgang von 1 Prozentpunkt gegenüber dem Vorjahr und 10 Prozentpunkten im Vergleich zu 2023. Gleichzeitig verschiebt sich die Bewertung des Prozesses zunehmend ins Positive: 47 Prozent der Betriebe sehen mittlerweile überwiegend Chancen im Strukturwandel – davon 15 Prozent sehr große Chance und 32 Prozent überwiegend Vorteile. Das entspricht einem Anstieg um 16 Prozentpunkte gegenüber 2024. Demgegenüber beurteilen nur noch 13 Prozent der Unternehmen den Strukturwandel überwiegend negativ (11 Prozent als Risiko, 2 Prozent als sehr großes Risiko) – ein leichter Rückgang der Skepsis. Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein, erklärt dazu: „Es ist eine gute Nachricht, dass der Anteil der Unternehmen, die den Strukturwandel optimistisch sehen, deutlich steigt. Mehr als die Hälfte der Unternehmen rechnen mit einer Verbesserung der digitalen und verkehrlichen Infrastruktur – ein klarer Hinweis auf den Zusammenhang mit der geplanten Ansiedlung von Hyperscalern im Revier. Dennoch brauchen wir mehr Tempo im Strukturwandelprozess. Denn gleichzeitig sinkt der Anteil der Unternehmen, die durch den Wandel einen echten Innovationsschub für die Region prognostizieren – 2022 waren es noch 79 Prozent, heute sind es nur noch 39 Prozent.“
Geringere Investitionsbereitschaft als im Vorjahr
Angesichts des verhaltenen Ertragsklimas nimmt die Investitionsbereitschaft der regionalen Unternehmen (46%; -13 Punkte) in diesem Jahr ab. Sie liegt damit aber immer noch wie im Vorjahr über dem Bundeswert, ist aber weit vom bisherigen Höchststand aus 2019 (65%) entfernt. „Das Mittelstandsbarometer zeigt: Der Rhein Kreis Neuss ist ein Wirtschaftsstandort mit deutlich unterschiedlich ausgeprägten Erwartungshaltungen der mittelständischen Wirtschaft, aber auch mit attraktiven Potenzialen für unterschiedlichste Branchen. Um diese angesichts der aktuellen Herausforderungen möglichst optimal zu nutzen, braucht es einerseits u.a. die von der Bundesregierung beschlossenen steuerlichen Anreize für Investitionen. Viel wichtiger aber als solche Impulse sind andererseits ein Schulterschluss bzw. besser konzertierte Aktionen aller Beteiligten: auf Ebene der Kommunal- und Landespolitik genauso wie beim Zusammenspiel zwischen Wirtschaftsförderung und Unternehmen bzw. Investoren. Die Sparkasse Neuss steht genau dafür bereit und übernimmt konkrete Verantwortung. Z.B. wenn es um Fragen der Transformation geht, hier insbesondere um die Entwicklung zukunftsfähiger Energie- und Infrastrukturkonzepte oder auch als führender Ansprechpartner für Förderprogramme. Alleine im vergangenen Jahr haben wir für die Unternehmen vor Ort Fördermittel in Höhe von 37,5 Mio.€ zur Verfügung gestellt und damit entscheidend dazu beigetragen, etwa 1.500 Arbeitsplätze dauerhaft zu sichern. Weil diese Unterstützung gerade jetzt besonders wichtig ist, erweitern wir unseren Unternehmenskundenbereich und investieren in hochqualifizierte und spezialisierte Beraterinnen und Berater“ so Dominikus Penners, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Neuss.
Zum Hintergrund:
Mittelstandsbarometer Rhein-Kreis Neuss: Eine Initiative von Rhein-Kreis Neuss, Sparkasse Neuss, Creditreform Düsseldorf/Neuss und IHK Mittlerer Niederrhein, Creditreform Düsseldorf / Neuss, der Rhein-Kreis Neuss, die Sparkasse Neuss und die Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein haben im Sommer 2025 zum 18. Mal den Puls der Wirtschaft in den acht Kommunen des Rhein-Kreis Neuss gefühlt. Ziel der regelmäßigen Umfragen ist, den „Puls“ der mittelständischen Wirtschaft in unserer Region zu erfühlen. Hierzu wird u.a. erfragt, wie die hiesigen Unternehmen ihre derzeitige Geschäftssituation und die Aussichten für die nächsten Monate beurteilen. Zusätzlich wurden Themen wie das Investitions- und Zahlungsverhalten und die Bedeutung des Strukturwandels für die regionalen Betriebe abgefragt. Die Umfrageergebnisse werden der Öffentlichkeit auf einer Pressekonferenz sowie auf weiteren Veranstaltungen vorgestellt.
Quelle-Foto: Rhein-Kreis Neuss/Stefan Büntig, (v.l.): André Becker, Geschäftsleitung Creditreform Düsseldorf / Neuss, Landrat Hans-Jürgen Petrauschke, Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer IHK Mittlerer Niederrhein und Dominikus Penners, Vorstandsvorsitzender Sparkasse Neuss